Titel: Für immer ein Teil von dir
Autorin: Colleen Hoover
Übersetzerinnen: Kattrin Stier und Michelle Landau
Seiten: 400
Format: Paperback
Verlag: dtv
Erscheinungsdatum: 02.02.2022
Preis: 15,95€ (D)
Coverrechte liegen beim Verlag
Rezensionsexemplar
Fünf Jahre nach dem tragischen Unfalltod ihrer großen Liebe Scott kehrt Kenna an den Ort des Geschehens zurück. Ihr einziger Wunsch: endlich ihre vierjährige Tochter Diem, die bei Scotts Eltern lebt, in die Arme zu schließen. Gleich am ersten Abend trifft sie auf Ledger, der erste Mann, zu dem sie sich seit Scotts Tod hingezogen fühlt – und er sich umgekehrt auch zu ihr. Doch dann stellt sich heraus, dass Ledger Scotts engster Freund seit Kindertagen war. Und dass er geschworen hat, dass die ihm unbekannte Mutter, die Schuldige am Tod seines Freundes, niemals eine Rolle in Diems Leben spielen wird.
Es ist viel zu lang her gewesen, dass ich ein Buch von der Queen Colleen Hoover gelesen habe. Mein erstes von ihr habe ich vor Jahren gelesen und geliebt und ich kann mich nicht erinnern, dass mich seitdem überhaupt jemals ein Buch von ihr enttäuscht hätte. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass der dtv Verlag mir ein Exemplar ihres neuen Buches zugesichert hat! Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an den Verlag.
Kenna ist eine beeindruckende und vom Pech verfolgte Protagonistin. Nicht nur, dass sie ohne die Liebe ihrer Mutter in ständig wechselnden Familien leben musste, sie hat auch das Gefühl, die Liebe anderer nicht zu verdienen, weil sie ist, wie sie ist. Als sie Scott kennenlernt, verändert sich ihr ganzes Leben und sie spürt eine Liebe, die sie nach seinem Tod als etwas beschreibt, das einfach enden musste, weil es mit zu viel Glück verbunden war. Ich habe schon vor Kennas erstem Brief an ihn mitgefiebert und gelitten. Ihren Schmerz über seinen Tod zu spüren und gleichzeitig zu wissen, dass ihr eigenes Kind das einzige ist, das ihr noch von ihm bleibt, sie es aber nicht sehen darf, hat mich Dinge fühlen lassen, die mich auf so gut wie jeder Seite haben weinen lassen. Und es waren viele Seiten. Mal ganz abgesehen davon, dass sie jahrelang im Gefängnis saß und wir als Leser*in zuerst gar nicht wissen, wie genau es überhaupt dazu kam. Zwar sagt sie sich immer wieder, dass sie Schuld hat, trotzdem spürt man, dass mehr dahinter steckt.
Ledger hat mir genauso gut gefallen wie Kenna. Als Scotts bester Freund ist er nicht nur traurig, sondern vor allem wütend über seinen Tod und gibt Kenna die Schuld daran. Das schwierige an dieser Geschichte ist, dass man dadurch beide Seiten verstehen kann. Die Wut und die Trauer prallen so heftig aufeinander, dass sie einem die Luft zum Atmen nehmen. Gerade dieser Zwiespalt sorgt später dafür, dass die aufkommende Liebe zwischen Ledger und Kenna zum Scheitern verurteilt ist. Würden nämlich Scotts Eltern Wind davon bekommen, würde Ledger Diem, die Tochter von Kenna und Scott, nie wiedersehen. Und das, obwohl er sie schon längst wie eine Tochter liebt.
Die Geschichte hat mich auf so vielen Ebenen berührt. Ich habe noch nie einen derartigen Zwiespalt erlebt und ihn so sehr verstehen können. Trotzdem stand ich während des Lesens immer mehr auf Kennas Seite, weil ich wollte, dass sie ihr Kind endlich einmal sehen und in den Arm nehmen darf. Je weiter ich gelesen habe, desto größer wurde dieser Wunsch. Er hat sich zu einem riesigen Stein geformt und auf meine Brust gelegt, bis ich gar nicht mehr anders konnte, als nur noch zu weinen. Und das habe ich während dieses Buches wirklich viel getan. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und musste es in nur einer Nacht beenden. Anders hätte ich es nicht ausgehalten, denn meine Gedanken kreisen auch jetzt noch ständig um diese beeindruckende Geschichte.
Doch bevor ihr jetzt denkt, dass die Geschichte nur traurig ist, lasst mich euch sagen, dass dem nicht so ist. Sie ist hoffnungsvoll, aufregend, spannungsgeladen, herausfordernd und voller Liebe. Sowohl die Gedanken der Protagonistin Kenna und des Protagonisten Ledger waren nachvollziehbar, berührend und vor allem voller Sehnsucht. Man konnte nicht anders, als sich das Beste für beide zu wünschen, auch wenn es noch so ausweglos wirkte. Trotz der Ausweglosigkeit hatte ich viele Momente, in denen ich einfach gelächelt habe. Weil die Worte so wunderschön waren. Weil alles immer bunter wurde.
Die Briefe, die Kenna an Scott schreibt und die fast nach jedem beschriebenen Tag eingefügt werden, haben dann nochmal mehr Emotionen eingebracht, denn sie haben Kenna sehr viel verständlicher gemacht. Wie verletzt sie von Ledgers Verhalten ist und wie sehr sie sich nach ihrer Tochter sehnt war unfassbar gut umgesetzt. Umso schöner war es, zu sehen, dass Ledger sich durch sie in eine völlig andere, bessere Richtung, entwickelt hat. Auch, wenn er von Anfang an ein guter Kerl ist, verändert er sich stark in Bezug auf Kenna. Und Kenna findet durch ihn zu dem Glück, das sie sich ewig versagt hat.
Neben den beiden gab es auch eine Menge toller Nebencharaktere. So mochte ich vor allem Ledgers Freund Roman, aber auch die anderen Mitarbeiter der Bar, die Ledger führt, und in der er kurze Zeit später auch Kenna anstellt. Allein durch diesen Schritt wird vieles aufgelockert. Hinzu kommt die siebzehnjährige Diana, die Ledger immer wieder beleidigt, weil sie Kenna verteidigen will und damit selbst dann nicht aufhört, als er schon ganz anders mit ihr umgeht. Das hat mich wirklich oft zum Lachen bringen können, weil sie so ein cooler Charakter ist. Aber auch Grace und Patrick fand ich spannend, weil sie eine völlig andere Seite gezeigt haben. Ebenso wie Ledgers Eltern, die mit ihrem Wohnmobil Schwung in die Geschichte bringen und mich das ein oder andere Mal haben schmunzeln lassen. Vor allem aber Diem hat mich jedes Mal gekriegt. ich hatte wirklich das Gefühl, dass hier reales Kind beschrieben wird, so echt hat sie sich verhalten. Sie war die Sonne in dieser Geschichte.
Dieses Buch ist ein Meisterwerk. Mehr kann ich dazu eigentlich nicht mehr sagen. Ich habe es so sehr geliebt, jede Seite inhaliert und so viel geweint, dass meine Augen auch jetzt noch wehtun. Niemals hätte ich gedacht, dass es mich derart mitnehmen würde und zu einem Highlight für mich wird. Die Worte haben sich in mein Herz gebrannt und werden dort nicht mehr verschwinden. Es war einfach nur schön, Kennas und Ledgers Geschichte zu lesen. Über die Liebe einer Mutter zu ihrer Tochter zu lesen. Einer Tochter, die sie bis dahin nie gesehen hat, weil man sie ihr einfach wegnahm. Bis zum Ende konnte ich nicht aufhören ohne zu wissen, wie all das ausgeht. Und genau das macht es zu einem unvergesslichen Buch. Ich wünsche mir mehr davon. Am liebsten würde ich die Geschichte direkt noch einmal lesen. Bitte habt keine Angst davor, berührt zu werden. Lasst euch von dieser Geschichte einnehmen und weint, lacht, fühlt und weint noch mehr. Ihr werdet es nicht bereuen, denn diese Geschichte ist realer als alles, was ich jemals gelesen habe. Ganz klare 5 Federn mit Extraauszeichnung.
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