Hallo Amanda!
Amanda: Hi. Danke, dass ich da sein darf!
Ich: Danke, dass du Zeit für uns gefunden hast und bereit bist, deine Geschichte mit uns zu teilen! Ich weiß, dass all das lange Zeit nicht ganz einfach war.
Amanda: Das stimmt. Aber ich denke, dass ich mittlerweile genau weiß wer ich bin und dass es jetzt bloß noch auf mich ankommt.
Ich: Was meinst du damit?
Amanda: Na ja… Ich habe lange Zeit gedacht, dass mich niemand versteht und sobald klar war, dass ich mich nicht nur anders fühle, sondern auch anders aussehen will, war das für viele – vor allem für meine Familie – eine riesen Umstellung und auch ein Schock. Vor allem mein Vater ist mir deshalb aus dem Weg gegangen. Wahrscheinlich, weil er sich immer einen Sohn gewünscht hat, der seine Interessen vertritt… und plötzlich wollte sein Sohn lieber eine Tochter sein.
Ich: Ich kann mir vorstellen, dass das für alle eine riesen Umstellung war. Doch das galt nicht nur für deine Eltern, sondern vor allem für dich, stimmts?
Amanda: Ja… Lange Zeit hatte ich das Gefühl, dass niemand versteht was ich denke und vor allem wie ich mich fühle. Es war, als müsse ich nur darauf achten, wie es anderen mit meiner Entscheidung geht und ich selbst wäre dabei zweitrangig. Es war, als wäre ich einfach in der falschen Haut geboren worden und niemand, wirklich niemand würde verstehen, wie das für mich ist. Erst als ich in einer Gruppe auf andere gestoßen bin, die sich ähnlich gefühlt haben habe ich verstanden, dass ich nicht allein dastehe. Und erst als ich das Einverständnis meiner Eltern und der Ärzte hatte, durfte ich meinen Körper umwandeln. Letztendlich habe ich einfach nur das getan, was von Anfang an hätte da sein müssen. Es war das Richtige. Bloß haben das nicht alle so gesehen und auch vorher hat man mir klar zu verstehen gegeben, dass ich eigenartig bin.
Ich: Eigenartig? Wieso?
Amanda: Meine Mitschüler haben mich nie verstanden. So, wie mein Dad sich einen richtigen Sohn gewünscht hat, wollten sie einen normalen Mitschüler und niemanden, der mit Puppen spielt, sich Kleider wünscht oder sich anders verhält als sie. Ich wollte ein Mädchen sein. Und das haben sie nicht verstanden. Besonders genervt hat mich mein eigener Name. Er hat mich bloß immer wieder daran erinnert, dass ich nicht wirklich ich bin. Es war nie Andrew. Für mich war es immer Amanda.
Ich: Und wie kam es dazu, dass du dich dann dazu entschlossen hast nur noch Amanda zu sein?
Amanda: Das ist eine lange Geschichte. Im Grunde genommen wurde ich irgendwann von jemandem gefragt wie ich denn heiße. Und dann, von jetzt auf gleich… war alles besser. Wenn auch nur ein Stückchen. Denn es war das erste Mal, dass ich mich selbst Amanda genannt habe. Und dabei blieb es dann. Natürlich gab es immer wieder Ausrutscher und es war niemals leicht. Vor allem Leute, die man von damals kannte fanden mich eigenartig, Freunde meiner Eltern gingen auf Abstand und sobald ich mit den Medikamenten anfing, die meinen Körper veränderten musste ich aufpassen, wem ich erzähle, dass ich mal ein Junge war.
Ich: Das ist ein Punkt den ich nicht verstehe. Warum sollte man jemandem verweigern man selbst zu sein? Selbst wenn du mal ein Junge gewesen bist, hast du dich doch immer als Mädchen gefühlt. Was ist dann so verwerflich daran, genau das zu sein?
Amanda: Es ist die Umstellung. Wie ich schon gesagt habe war es vor allem für meine Eltern ganz eigenartig. Meine Mutter hatte das Gefühl, ihr Sohn sei gestorben, doch dafür habe man ihr eine Tochter geschenkt. So hat sie es ziemlich logisch ausgedrückt. Ich war immernoch dieselbe, aber dennoch anders. Doch vor allem war ich nicht mehr Freund oder Sohn, sondern Freundin und Tochter.
Ich: Das klingt logisch. Und was war für dich der Punkt, an dem es kompliziert wurde? Hast du je gedacht, dass du deinen anderen Körper zurück willst?
Amanda: Nein. Ich war mir sicher, dass es nur diesen Weg für mich geben kann. Doch das bedeutet nicht, dass es leicht war. Nie. Und kompliziert wurde es erst, als ich mich verliebt habe. Verliebt in jemanden, der nie darüber nachgedacht hätte, dass ich transsexuell sein könnte. Und das konnte ich ihm natürlich nicht verheimlichen…
Ich: Und wie ist er damit umgegangen?
Amanda: Ich möchte hier gar nicht zu viel vorwegnehmen, aber letztendlich wusste ich, dass ich mir nie sicher sein kann, dass dieses Geheimnis nicht doch in die falschen Hände gerät und ich war mir sicher, dass mich danach alle schief ansehen würden. Das war auch der Grund dafür, dass ich bei meinem Vater leben und dort neu anfangen wollte. Ich wollte es als Amanda versuchen. Aber von vorn und nicht dort, wo jeder mich als Andrew sehen würde. Deshalb habe ich es auch lange Zeit für mich behalten und er hatte kaum eine Chance mit etwas umzugehen, von dem er nicht wusste. Doch wie gesagt möchte ich hierzu nicht mehr verraten, denn dazu erzähle ich in dem Buch genug. Ich hätte allerdings wissen müssen, dass nichts geheim bleiben kann. Und ich bin daran gereift und habe mich durch all die Momente und echte Freunde zu der entwickelt, die ich heute bin.
Ich: Also ich kann nur sagen, dass du, so wie du dich entwickelt hast, perfekt bist. Du hast es geschafft die zu werden, die du sein wolltest: Du selbst. Und ich bin froh, dass du mir heute die paar Fragen beantwortet hast und deine Geschichte auch weiterhin mit uns teilst! Dankesehr 🙂
Amanda: Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt und meine Geschichte lest. Lasst euch nicht einschüchtern und seid so, wie ihr euch am wohlsten fühlt. Auch wenn es für andere erst einmal ein Schock sein sollte.
Das Gewinnspiel
Wie versprochen hast du nun auch die Chance auf eines von 3 Printexemplaren zu Als ich Amanda wurde! Lies dir dazu bitte die Teilnahmebedingungen durch. Deine Chancen auf einen der drei Gewinne kannst du außerdem erhöhen, indem du jeden Tag den aktuellen Beitrag kommentierst und die jeweilige Gewinnspielfrage beantwortest. Ich wünsche dir ganz viel Glück!
Meine Gewinnspielfrage: Im Interview hat Amanda dir eine ganze Menge verraten, doch an welchem Punkt wurde es für sie noch komplizierter zu verbergen, dass sie mal ein Junge gewesen ist? Wie würdet ihr selbst damit umgehen, wenn ihr von einer Freundin etwas ähnliches erfahren würdet?
Die Teilnahmebedingungen
– Für ein Los im Lostopf beantworte bitte die Frage zum jeweiligen Beitrag. Die Frage selbst wechselt jeden Tag und passt zum Beitrag, sodass du mehrere Lose sammeln kannst.
– Nur wenn die Frage beantwortet, bzw. richtig beantwortet wird, erhälst du ein Los.
– Du bist über 18 Jahre alt oder hast die Erlaubnis deiner Erziehungsberechtigten hier teilnehmen zu dürfen.
– Teilnahme innerhalb Deutschlands, Österreich und der Schweiz
– Keine Haftung für den Versandweg
– Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
– Keine Barauszahlung des Gewinns möglich
– Du erklärst dich damit einverstanden, das wir im Gewinnfall deinen Namen auf den Blogs veröffentlichen dürfen
– Im Gewinnfall meldest du dich bitte innerhalb von 3 Tagen bei Ina. Mailadresse: inaslittlebakery@yahoo.de
Wie hat dir das Interview mit Amanda gefallen? 🙂 Welche Fragen hättest du gern dabeigehabt und bist du selbst schon einmal mit dem Thema konfrontiert worden? In den nächsten Tagen erfährst du noch mehr über das Buch, Transgender, Mobbing, die Autorin und mehr!
Zeljka Ilic says
Hey ?
Wow ein so schönes Interview.
Ich glaube, dass es am Anfang für jeden ein Schock ist. Doch wir müssen offener gegenüber diesen Menschen sein. Falls eine Freundin von mir, das selbe durchmachen würde, würde ich sie voll und ganz dabei unterstützen.
Liebe Grüße
Zeki
Anna C says
Hallo,
man hat wirklich gemerkt, dass du dir sehr viel Mühe mit dem Interview gegeben hast 🙂
Also ehrlich gesagt, wüsste ich nicht genau wie ich im ersten Moment reagieren würde. Wahrscheinlich wäre ich erstmal etwas durcheinander und würde dann tausend Fragen stellen. Ich würde versuchen, mir kein Urteil zu bilden, sondern einfach für sie da zu sein, wie eine Freundin es tut, auch wenn ich anfangs nicht alles komplett verstehen würde 🙂
LG Anna Ca.
Jennifer Siebentaler says
Richtig kompliziert wurde es für sie als sie sich verliebt hatte was ich mir auch wirklich gut vorstellen kann!
Wenn es von einer Freundin oder so kommen würde ich sicher überrascht sein aber nicht verachtend oder so ihr gegenüber…schwierig finde ich es da wirklich wenn man dies mit seinem eigenen Kind durchmachen muss denn ich muss ehrlich sein,ich liebe meine Tochter so wie sie ist und ich wollte immer nur nen Mädchen und nie nen Jungen,würde es da mal so sein weis ich nicht wie meine Welt dann sich weiter dreht…..
VLG Jenny
Henny says
Huhu!
Was für ein tolles Interview!
Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwer wird, wenn sie sich verliebt und eine Beziehung eingeht. Ich wäre sehr irritiert wenn mir mein Freund gestehen würde, dass er eigentlich als Mädchen geboren wurde, obwohl ich ein sehr aufgeschlossener Mensch bin. Gerade als Jugendliche, denke ich, dass es kompliziert ist, dann auf jemanden zu stoßen, der das akzeptiert und einen weiterhin so liebt wie man ist. Wir tun alle immer so weltoffen aber wenn es dann hart auf hart kommt, sind alle mit der Situation überfordert.
Liebe Grüße
Henny
Charleens Traumbibliothek says
Hallo Nadine,
vielen Dank für deinen tollen Beitrag, also dieses wundervolle Interview ♥
Ich glaube, dass es am schwierigsten wurde, als sie sich verliebt hatte. Wie ich damit umgehen würde? Ganz ehrlich? Ich kann es nicht mit aller Sicherheit sagen. Vermutlich würde ich es aber akzeptieren und sie nicht von mir stoßen.
Liebe Grüße
Charleen
Jutta.liest says
Hallo Nadine,
ein gut gemachtes Interview mit Amanda. Der Punkt, an dem es für sie richtig schwierig wurde, war, als sie sich verliebt hat und das stelle ich mir echt nicht einfach vor.
Ich kenne persönlich zwei Transgender; eine habe ich erst nach der Geschlechtsumwandlung kennen gelernt, die zweite währenddessen und es ist echt nicht leicht, sich umzugewöhnen und den neuen Namen zu benutzen (das neue Geschlecht hat mir weniger Probleme bereitet; bei mir war es einfach der Name). Ich denke, wenn es nun eine Freundin oder ein Freund von mir wäre, könnte ich recht gut damit umgehen, weil ich eben schon zwei Menschen kenne, die es durchgemacht haben, denen ich zwar nicht so nahe stehe, aber das würde mir sicherlich helfen. Ich würde versuchen, meine Freundin/meinen Freund dabei so gut es geht zu unterstützen und immer bereit für Gespräche und eine Schulter zum Anlehnen haben.
Liebe Grüße, Jutta
Zeilenspringerin says
Hallo 🙂
Richtig kompliziert wurde es für Amanda als sie sich verliebt hatte.
Hmm, ich wäre wohl erst mal sehr überrascht und wüsste vielleicht auch nicht sofort, was ich davon halten soll. Und dann hätte ich auch jeden Fall eine Menge Fragen zu dem Thema. Aber ich denke das ist legitim, denn wenn man sich selbst noch nie wirklich mit einem Thema befasst hat, dann kennt man sich da natürlich auch nicht aus. Ich würde dem anderen dann viele Fragen stellen, aber auch im Internet recherchieren. Wenn man dann die Hintergründe versteht, würde man wohl auch "die Sache selbst" akzeptieren. Schließlich handelt es sich ja noch immer um denselben Menschen.
LG Jessy
Melanie Röhner says
Um mal vorweg die Gewinnspielfrage zu beantworten. Es wurde für Amanda richtig kompliziert, als sie sich verliebt hat.
Und das kann ich mir wirklich vorstellen, dass das nicht einfach war und ich bin sehr gespannt im Buch darüber zu lesen.
Eine mutige Frau, ein emotionales Interview wie ich finde.
Dass das Thema nicht leicht ist, dass nicht jede diese Entscheidung verstehen mag, habe ich vor ein paar Monaten auch in der eigenen Familie mitbekommen.
Ich bin aber insgesamt froh, dass Menschen diese Wege gehen und mutig sind, um sie selbst zu sein!
Nicci Trallafitti says
Hey!
Sehr interessantes Interview. Ich möchte das Buch unbedingt lesen, weil ich glaube, dass es einfach wichtig ist, sich mit der Thematik auseinander zu setzen.
Mir persönlich ist es wurst, ob jemand mal ein Junge oder ein Mädchen war, ob jemand schwul, lesbisch oder sonst etwas ist. Nur leider sehen das nicht alle so, wie man an Amandas Beispiel sehen kann. Dass es für Eltern erst mal ein Schock ist kann ich verstehen, und umso schöner finde ich es, wenn sie es dann doch akzeptieren, irgendwie.
Richtig kompliziert wird es natürlich, wenn man sich verliebt, wie Amanda auch beschrieben hat. Man "muss" ja quasi erzählen, was "passiert" ist, denn irgendwann kommt es vielleicht heraus und man möchte eine Beziehung ja nicht auf der Grundlage von Unehrlichkeit oder Geheimnissen aufbauen. Leider schreckt das sicherlich einige Menschen ab, zu wissen, dass ihr Partner mal ein anderes Geschlecht besaß.
Liebe Grüße,
Nicci
Anonym says
Hallo Nadine,
erstmal Danke für das tolle Interview und das Gewinnspiel.
Für Amanda wurde es kompliziert, als sie sich verliebt hat und damit konfrontiert ist, dass sie der Person sagen "muss"/möchte, dass sie als Junge zur Welt kam.
Wenn mir jemand dieses "Geheimnis" offenbaren würde, wäre ich wahrscheinlich zuerst etwas überrascht. Aber ich mag ja die Person, nicht ihr Geschlecht, und die Freundschaft wäre mir wichtiger als das er/sie als Frau/Mann zur Welt gekommen ist.
Liebe Grüße
Ruzi
ruzicak25@gmail.com
Sabine Kupfer says
Hallo,
für Amanda wurde es richtig kompliziert als sie sich verliebt hat.
Wenn eine Freundin in dieser Situation wäre, bräuchte ich sicher meinen Moment um es zu realisieren, aber würde sie dann auch unterstützen. Es geht ja um den Menschen an sich, da ist das Geschlecht ja egal. Aber genau wissen wie man in so einer Situation reagiert kann man wohl eh nur, wenn man diese selbst erlebt.
LG
SaBine
Tiffi2000 says
Hallo,
es wurde sehr kompliziert, als sie sich verliebt hat (was ich verstehen kann)… Ich wäre zunächst natürlich überrascht, würde ihr dann aber auf jeden Fall zur Seite stehen und sie nicht anders behandeln 🙂
LG