Titel: V is for Virgin
Autorin: Kelly Oram
Übersetzerin: Stephanie Pannen
Seiten: 336
Format: Taschenbuch
Verlag: one
Erscheinungsdatum: 29.05.2020
Preis: 12,90€ (D)
Ab 14 Jahren
Band 1
Rezensionsexemplar
Val Jensen wird von ihrem Freund verlassen – weil sie mit dem Sex bis zur Ehe warten will. Als ihre Geschichte über YouTube viral geht, wird sie unter dem Namen Virgin Val landesweit bekannt. Das Chaos scheint perfekt, als schließlich Rockstar Kyle Hamilton vor ihr steht: Der Sänger der Boyband Tralse hat es sich nämlich zum persönlichen Ziel gemacht, sie zu verführen. Womit Kyle allerdings nicht gerechnet hätte: Val bereitet ihm ganz schönes Herzklopfen.
Heute kann ich euch endlich meine Rezension zu V is for Virgin – dem neuen Buch von Kelly Oram – mitteilen! Ich durfte es bereits vor Erscheinen lesen und schaffe es doch erst jetzt euch meine Meinung mitzuteilen. Warum? Gute Frage. Es hat viele Gründe. Denn das Thema ist nichts das leichteste und doch ist es gerade das, was mich so neugierig auf das Buch gemacht hat. Mittlerweile habe ich außerdem verschiedenste Meinungen mitbekommen. Meinungen, die es mir nicht leicht machen, dieses Buch in Worte zu fassen, weil sie so stark auseinandergehen. Die ich allesamt nachvollziehen kann und mich deshalb hinterfragen lassen, was ich selbst tatsächlich denke. Aber ich werde versuchen, euch zu erklären, was ich meine, indem ich einfach mal anfange.
Die Protagonistin der Geschichte ist Valerie, die wir schnell nur nach als Val oder auch Virgin Val kennenlernen. Das ist auch der erste Punkt, den ich ansprechen möchte, denn man merkt schnell, dass man es mit einer Highschoolgeschichte für jüngere Leser zu tun hat, weil Val nach einer Eigenschaft bzw. einem Merkmal benannt wird, die sie nicht bestimmen sollte. In dieser Geschichte ist es jedoch genau dieses Merkmal, das in den Fokus gestellt wird. Valerie ist Jungfrau und damit scheinbar ein Skandal. Dabei gibt es gar nicht so wenig Jugendliche, die Jungfrau sind. Weder in dem Alter, noch, wenn sie älter sind. Das ist nach wie vor ein Punkt, den ich etwas extrem fand, allerdings muss ich gestehen, dass es das Ganze auch spannend gemacht hat, weil für mich sowieso die gesamte Geschichte sehr überspitzt wirkte. Ich habe mich kurz gesagt darauf eingelassen und es dann nicht mehr als ganz so schlimm empfunden.
Vals Kampagne fand ich wirklich interessant, denn der Grundgedanke, dass jeder selbst bestimmen können sollte, wie weit er/sie wann mit dem festen Freund oder der festen Freundin gehen will, hat mir sehr gut gefallen! Genau das war es, was mich so neugierig auf die Geschichte gemacht hat. Leider wird schnell klar, dass Val zwar für etwas großartiges einstehen könnte, sie allerdings dazu tendiert, anderen ihre Meinung aufzuzwängen, statt jeden seine eigene Meinung leben zu lassen. Dadurch, dass ihr Umfeld die eigene Meinung trotzdem preisgibt und sich nicht von Val einschränken lässt, sondern sie darüber aufklärt, dass jeder -trotz ihrer Kampagne für Jungfräulichkeit und Abstinenz – selbst entscheiden können sollte, konnte ich akzeptieren, dass sie als sehr engstirnig dargestellt wird.
Diese Engstirnigkeit macht es dem Leser nicht immer leicht, ja. Und schwierig wird es vor allem dann, wenn jüngere Leser aus Vals Perspektive lesen und sich abgucken, wie sie handelt, denn anderen eine Meinung aufzwängen zu wollen ist nicht Sinn und Zweck der Sache. Trotzdem glaube ich nicht, dass das passieren wird. Mich konnte das Buch eigensinnige Weise unterhalten und Dinge hinterfragen lassen. Allein die Überspitztheit der einzelnen Szenen und das extreme Cliquendenken sorgt ja schon dafür, dass man erkennen kann, dass hier alles ein bisschen extremer dargestellt wird. Umso schöner ist es dann zu sehen, dass einige Charaktere nicht nur einseitig sind und plötzlich eine ganz neue Seite von sich preisgeben. So zum Beispiel Olivia, die man als Hexe kennenlernt und die später noch viel mehr von sich zeigt.
Diese Vielseitigkeit kommt auch durch Kyle zum Vorschein. Ich gebe zu, dass man in diesem Band kaum einen Draht zu ihm gewinnen kann, weil er sich größtenteils von seiner miesen Seite zeigt. Das fand ich sehr schade, allerdings gab es auch Szenen und Augenblicke, in denen ich ihn mochte. Vor allem der Epilog hat schließlich aber gezeigt, dass er doch mehr ist, als nur ein eingebildeter, einseitiger und ziemlich engstirniger Sänger. Die Überspitztheit ist allerdings auch hier gegeben. Zumal er kein Nein zu akzeptieren scheint, wann immer Val ihn bittet, sie in Ruhe zu lassen. Auch hier ist es natürlich fragwürdig, was dies jüngeren Lesern vermittelt, wobei ich es während des Lesens gar nicht als so schlimm empfunden habe. Das kam erst, als ich später über das gesamte Buch, seine Pros und Contras nachgedacht habe. Ich bin mir bis jetzt unschlüssig, was genau ich davon halten soll, doch im Großen und Ganzen kann ich sowieso nur sagen, was ich jetzt gerade denke und das ist, denke ich, dass die Charaktere selbst noch wachsen. Sie wachsen und reifen an dummen Entscheidungen und Handlungen und später – siehe da – sind sie vielleicht doch gar nicht so übel.
Ich möchte euch jetzt gar nicht so viel vorwegnehmen und erklären, denn im Grunde muss jeder sich ein eigenes Bild von der Geschichte und den Charakteren machen. Viele der Nebencharaktere fand ich sehr interessant und hatte zwischendurch auch wirklich Spaß mit ihnen. Was mir allerdings gefehlt hat, ist ein richtiger Draht zu ihnen. Sowohl, was die Haupt- als auch, was die Nebencharaktere angeht. Cara, Shane, Olivia, Zach, Stephanie, Isaac und einige mehr sind zwar allesamt auf ihre Art sympathisch eigen, aber eben nach wie vor recht blass, was die Bindung zu ihnen angeht. Und damit meine ich die zum Leser. Kelly Oram kenne ich ganz anders und nur deshalb bin ich diesbezüglich doch etwas enttäuscht. Das Gute war jedoch, dass sie alle ziemlich unterschiedliche Meinungen zu bestimmten Themen hatten und so wenigstens etwas Vielfalt reingebracht haben.
Ihr seht, dass es mir gar nicht so leicht fällt, das Buch in Worte zu fassen, geschweigedenn es zu bewerten. Zu Beginn war ich wirklich begeistert. Mir war von vornherein bewusst, dass es eine sehr überspitzte Highschoolgeschichte mit extremem Cliquendenken, Schlagzeilen und Rockstar-Szenen werden würde, weshalb ich darauf irgendwie vorbereitet war und mich sogar darauf gefreut habe! Nach dem Lesen bin ich unentschlossen. Einerseits mochte ich die Geschichte. Sie ist unterhaltsam, lockerleicht und zieht geradewegs an einem vorbei. Das hat allerdings auch dafür gesorgt, dass man die Charaktere ziemlich schnell wieder vergisst und kaum eine Bindung aufbaut. Das Schwierigste war aber die Thematik, denn für diese muss man wohl einfach ein Händchen haben. Ich persönlich finde es toll, dass darauf aufmerksam gemacht wird, dass jeder Mensch selbst entscheiden können sollte, wie weit er sexuell mit jemandem gehen möchte. Diesbezüglich ist auch die Kampagne von Val toll! Andererseits spürt man eben wirklich schnell, dass man beinahe nur ihre Sicht mitbekommt und sie diese auch noch allen aufzwängen zu wollen scheint. Was wiederum nicht gut ist, weil nach wie vor freie Meinung gegeben sein sollte. Es gab also einige Kritikpunkte, auch bezüglich des männlichen Hauptparts, den man hier, leider, auch noch gar nicht so gut kennenlernt. Dafür hat mich der Epilog sehr neugierig auf mehr gemacht! Irgendwie wäre ich also schon gespannt, wie es weitergeht. Von mir gibt es diesmal 3 Sterne und damit die goldene Mitte.
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