Rezension – Bloody Mary (Nadine Roth)

»Mein Name ist Mary. Bloody Mary. Sie rufen mich, und ich töte sie. Doch dieses Mal nicht. Er hat mich gerufen. Und das hat alles verändert.«

Wie lange habe ich mich selbst auf die Folter gespannt was dieses Buch angeht? Eigentlich viel zu lang! Was ihr hier auf jeden Fall finden werdet ist etwas Grusel, Spannung, Liebe und Überraschung.

Besonders gut gefallen hat mir Mary, die – wann immer sie von jemandem über einen Spiegel gerufen wird – blind vor Wut ist. Es hat mich erschreckt, mit was für einer Gewalt sie an die Menschen geht und zugleich konnte ich sie fast immer gut verstehen, weil man durch ihre Sicht einen guten Einblick in ihre Gedanken erhaschen konnte. Ich fand es schön, ihre Entwicklung zu beobachten und zu erkennen, wer sie einmal gewesen ist. Sie war definitiv meine Lieblingsfigur in diesem Buch.

Neben ihr liest man allerdings auch viel aus der Sicht von Avian, der zu Beginn nicht an Marys Geschichte glaubt, bzw. nicht an den Teil, der besagt, dass sie dich umbringt, wann immer du dreimal in den Spiegel sprichst. Es war unglaublich spannend diesen Teil durch Avians Augen mitzuerleben und obwohl mir das sehr gut gefallen hat, fiel es mir auch eine ganze Weile schwer, mich wirklich in ihn hineinzuversetzen. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, denn an sich war er mir sympathisch und hat oft Entscheidungen getroffen, die ich wohl nicht anders gemacht hätte, trotzdem war die fehlende Verbindung ein Grund dafür, dass ich manchmal die Lust verloren habe.

Mary und Avian waren zusammen so spannend! Auf der einen Seite steht der Geist eines misshandelten Mädchens, das nach Rache sinnt und auf der anderen Seite ein Junge, der andere um sich herum beschützen will und dafür sein eigenes Leben in die Hände der besagten Toten gibt. Wer von euch glaubt, dass das gut ausgeht?

Tatsächlich mochte ich den Anfang am liebsten, denn dort hat man wirklich verstehen und mitfühlen können, wie die Charaktere sich entwickeln und warum sie es tun. Sobald es auf „Reisen“ geht, hat die Spannung für mich leider zum großen Teil abgenommen und ich habe teilweise die Lust verloren. Dabei war die Geschichte alles andere als schlecht, denn ich fand es wahnsinnig spannend, diese derart zu erleben. Dennoch fehlte mir etwas und vor allem zwischen Mary und Aidan hätte ich mir letztendlich noch etwas mehr gewünscht.

Dann neigte sich die Geschichte dem Ende zu. Was ich gut fand war, dass die Charaktere auf eine kleine Zahl beschränkt waren und Avian und Mary wirklich im Fokus standen. So hat man diese Reise eigentlich nur mit ihnen und Avians bestem Freund erlebt, der am Ende noch einmal eine wichtige und unglaublich ergreifende Rolle gespielt hat. Das Ende war es auch, das mir neben dem Anfang am besten gefallen hat. Niemals hätte ich damit gerechnet, auch wenn ich kurz vorher noch etwas geahnt habe. Aber das war es eben wirklich: kurz vorher!

Das ist wahrscheinlich keine Geschichte, die man mal eben nebenher liest, stattdessen kann man sich auf etwas einlassen, über das wirklich gesprochen wird. Auch ich habe damals mit Freunden dieses ‚Spiel‘ gespielt und musste während des Lesens oft daran denken, dass ich dabei eher die Rolle gespielt habe, die sich vom Spiegel abwendet, als tatsächlich hinzusehen. Ich war nämlich immer eine von denen, die in irgendeiner Ecke meines Kopfes an sie geglaubt hat. Umso spannender fand ich die Geschichte um sie und ich empfinde sie nach wie vor als kreativ und aufregend! Mein einziges Manko ist eigentlich wirklich der Mittelteil, bei dem mir einiges gefehlt hat, sowie die fehlende Verbindung zu Avian, die nur nach und nach eingesetzt hat. Dadurch konnte ich die Beziehung zwischen ihm und Mary nicht gänzlich in mich aufnehmen und zulassen, trotzdem liebe ich das Ende, das mich so überrascht hat! Ihr seht, es sind eine Menge Pros und Contras, doch insgesamt vergebe ich 4 Federn!